Ofenfischchen haben sich erst in relativ junger Zeit als Futtertier verbreitet. Ich halte sie für eine absolut großartige Option. Hauptargumente:
- Die Ofenfischchen werden von Geckos ausgesprochen gerne gefressen. Neben Grillen bilden sie bei mir das Lieblingsfutter.
- Die Ofenfischchen können sich wegen ihres hohen Bedarfs an Wärme und Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen nicht oder nur sehr eingeschränkt vermehren. Bei Entweichen richten sie praktisch keinen Schaden an.
- Im Terrarium beim Verfüttern entwichene Exemplare können wegen der unpassenden Lebensbedingungen keine Populationen aufbauen. Sie beschädigen auch keine Pflanzen.
- Alle Entwicklungsstadien sind gut verfütterbar – die adulten Fischchen für die halbwüchsigen und adulten Geckos, frisch geschlüpfte Ofenfischchen auf für kleinste Terrarientierbabys.
- Die Tiere sind beim Verfüttern sehr leicht zu handhaben. Sie können (fast) nicht springen und nicht an senkrechten Glas- oder Plastikwänden emporklettern. Das macht es auch sehr leicht sie zu sortieren und dosieren.
Die Größe der Tiere bewegt sich von 1 mm und deutlich kleiner als Drosophila bei frisch geschlüpften Fischchen bis 10 mm bei adulten. Sie ähneln im Körperbau und in der Bewegung unseren bekannten einheimischen Silberfischchen.
Im Netz findet man Berichte mehrerer Züchter, die mangelnde Produktivität der Zuchten als Negativmerkmal nennen. Das kann ich absolut nicht bestätigen. Ich habe einen beständigen großen Überschuss an Ofenfischchen.
Zuchtboxen
Für die Ofenfischchen verwende ich kleinere Zuchtboxen als für die übrigen Zuchten. Es ist bedeutsam, ein bestimmtes Mikroklima, also Verhältnis von Wärme und Luftfeuchtigkeit zu erzeugen. Das geht in kleineren Boxen sehr gut. Meine Ofenfisch-Boxen sind etwa 23x14x15 cm groß (BxTxH) und stammen aus der gleichen Produktionsserie wie die größeren Boxen. Sie sind also aus dem gleichen durchsichtigen und leicht bearbeitbaren Material und haben einklickbare Deckel.
In den Deckel schneide ich seitlich versetzt, also nicht mittig im Deckel, ein Loch von etwa 4-6 cm Kantenlänge, das ich mit Drahtgaze verschließe. Seitlich versetzt die Anordnung um ein Gefälle im Mikroklima zu erzeugen. Ob das nötig ist weiß ich nicht. Es funktioniert jedenfalls hervorragend. Als Lüftungsöffnung ist das komplett ausreichend. Die Tiere trinken nicht sondern nutzen Luftfeuchtigkeit. Daher muss diese sich aufbauen können ohne zu stocken oder schimmeln.
Der wichtigste Einrichtungsgegenstand ist das Wassergefäß. Es muss gewährleistet sein, daß permanent Wasser im Behälter verdunstet, die Tiere aber nicht ans Wasser herankommen. Sie ertrinken sofort.
Manche Züchter beschreiben Wassergläser, die mit Nylonstückchen und Gummiband verschlossen werden. Das funktioniert absolut nicht. Nylon, Dederon, Perlon oder andere Synthetikfasern werden von den Tieren nach kurzer Zeit zersetzt und man findet nur noch die ertrunkenen Tiere im Glas wieder.
Ich nehme kleine Schraubgläschen, fräse ein großes Loch in den Deckel und klebe mit der Heißklebepistole ein Stück drosophiladichte Edelstahlgaze darüber. Es fallen zwar ganz selten sehr wenige ganz frisch geschlüpfte Ofenfischchen durch die Gaze, aber das ist zu vernachlässigen. Das funktioniert perfekt, der Wasserstand ist von außen sehr leicht zu beobachten, und das Glas lässt sich wunderbar einfach reinigen. Ein solches Glas mit etwa 150 ml Rauminhalt reicht über mehrere Monate als Feuchtigkeitsquelle für die ganze Zucht völlig aus.
Weiterhin wichtig ist ein großer Wattebausch für die Eiablage. Ansonsten verwende ich Stückchen von Eierkartons, die Lauffläche und Versteckmöglichkeit bieten und von denen man gut ernten kann, und Stückchen von Haushaltsrolle, die auch gefressen wird. Bodengrund kommt nicht hinein. Ich verwende kleine Futterschalen, aber das ist eigentlich nicht nötig. Da es im Behälter keine Bodenfeuchte gibt kann man das Futter auch einfach so hineingeben. Der Behälter wird so aufgestellt, daß sich im Innenraum eine Temperatur um die 30 °C einstellt. Höhere Temperaturen scheinen nicht zu schaden. Das erzeugt bei der beschriebenen Konstellation das perfekte Mikroklima und die Zucht geht wie von allein. Die Ofenfischchen mögen Licht wohl nicht, hört man. Ich habe das nicht getestet. Bei mir stehen sie dauerhaft dunkel (siehe => Futtertierschrank).
Eiablage
Die Ofenfischchen legen ihre Eier im beschriebenen Wattebausch ab. Die Menge an Watte ist etwa halb so groß wie eine Faust. Ich verwende Watte aus 100% Bio-Baumwolle. Wie erwähnt kann ich mangelnde Produktivität einer solchen Zucht als Schwachpunkt nicht nachvollziehen.
Fütterung
Ofenfischchen können Papier und Zellulose zersetzen und verdauen. Bietet man genug Futter tun sie das aber kaum. Als Futter empfohlen werden stärke- und zuckerhaltige Stoffe wie Haferflocken und Milchpulver. Ich habe die mit Abstand besten Erfahrungen mit Teichflocken gemacht, also Trockenfutter für Teichfische. Ich nutze eine Variante für kleine und Junge Teichfische. Die Flocken enthalten Getreide, Fisch, pflanzliches Eiweß, Weich- und Krebstiere, Öle und Fette, Hefen und Algen. Die Flocken sind in großen Beuteln preisgünstig zu haben und bilden auch eine ideale Ergänzung zu den Futtermischungen der Grillen und Schaben. Diese Flocken werden von den Ofenfischchen geradezu verschlungen. Trotzdem muss man je nach Besatz nur sehr selten nachfüttern, alle 1-2 Wochen. Bei richtig eingestellter Feuchte verdirbt kein Futter.
Entnahme und Verfütterung
Für die „Ernte“ entnehme ich Eierkarton-Stücken vorsichtig und klopfe den Besatz in einer weiteren Kunststoffkiste komplett ab. Die Ofenfischchen können an den glatten Wänden nicht emporklettern. Aus der Kiste gießt man dann einfach in die Fütterungsbehälter ab wie gewünscht, ggf. kann man mit einem Pinsel etwas nach Größe sortieren.
Ich verfüttere in Joghurtbechern, die in Halterungen im Terrarium aufgehängt werden. Daran sind meine Geckos gewöhnt. Aus den Bechern können die Futtertiere nicht entweichen und man behält die Kontrolle wieviel gefressen wurde. Darin lässt sich das Futter auch gut mit Vitaminpulver einstäuben.
Gesamtaufwand & Zusammenfassung
Regelmäßiger Arbeitsaufwand Ofenfischchen:
- Alle 2 – 3 Monate Tränke Auffüllen je nach Bedarf
- Alle 1 – 2 Wochen Trockenfutter ergänzen (Bei Urlaub einfach mehr)
- Etwa 1 x jährlich neue Zucht ansetzen und alten Behälter reinigen.
Fazit: Die Ofenfischchen machen ebenso wenig Arbeit wie Mehlwürmer und liefern ein wunderbares und gern genommenes Futtertier.