Schokoschaben sind leicht zu züchtende und ergiebige Futtertiere. Sie vermehren sich bei Entweichen wegen des hohen Wärmebedarfes normalerweise nicht im Wohnraum, sind unproblematisch in der Pflege, liefern in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien Futtertiere von 2 mm bis 5 cm, sind schön anzusehen und bewegen sich sehr elegant. Nicht alles davon ist wichtig.
Die Reproduktionsrate ist außerordentlich hoch. Mit einer einzigen 18 l Box erhalte ich so viel Nachzucht, dass ich über meinen Terrarien-Futtertierbedarf hinaus regelmäßig Überbesatz an die Hühner verfüttern muss. Hält man die Zuchten sauber und füttert man abwechslungsreich ist auch das Futtertier entsprechend hochwertig. Ein Nachteil ist, daß manche Geckos sie einfach nicht mögen und ungern annehmen. Das kommt aber wirklich selten vor und ist nach meiner Beobachtung nicht artspezifisch sondern eine Frage des persönlichen Geschmackes der Tiere. Und ihrer Stimmung. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Futtertierzuchten einen leichten, eigenwilligen, etwas unangenehmen Geruch entwickeln, auch bei häufiger Reinigung. Die Zucht wäre also nicht gut im Wohnzimmer zu platzieren. Die Tiere haben einfach diesen Eigengeruch. Auch nach Umfüllen einer Menge in einen leeren Behälter und zwei Tage Aufbewahrung tritt er auf. Vielleicht ist es das, was manche Geckos nicht mögen.
Zuchtboxen
Für meine Schokoschaben verwende ich als Zuchtbehälter die unter => Futterschrank beschriebenen Kunststoffboxen.
Als Einrichtung eignen sich die schon beschriebenen Eierkartons sehr gut. Diese Trays lassen sich sehr leicht zurecht schneiden. Ich stelle mehrere senkrecht parallel, weil dann Unrat besser nach unten fällt. Zwei kleinere lege ich flach obenauf, um damit später Schaben zu ernten. Das muss insgesamt eine Höhe ergeben, die nicht bis an den Gaze-Deckel reicht. Sonst hätte man bei jedem Öffnen unerwünschte Schaben am Deckel. An den glatten Wänden der Boxen können die Schaben nicht klettern.
Bodengrund kommt nicht in die Boxen!
Weitere Einrichtungsgegenstände sind ein kleines Stück Eierkarton, 2-4 Becher groß, zur Aufnahme von Trockenfutter, ein Tonschälchen (kleiner Blumenuntersetzer, nicht glasiert, damit Babyschaben daran klettern können) für Nassfutter und eine Tränke. Nach verschiedenen Experimenten nutze ich eine große Vogeltränke mit einem Wattebausch. Das lässt sich sehr leicht nachfüllen und reinigen und funktioniert sehr gut. Andere Modelle wie z.B. dicke Dochte aus Gläsern mit gelochtem Blechdeckel werden von den Schaben schnell zerlegt oder sind schwer zu reinigen oder zu ersetzen.
Als Grundfutter verwende ich die gleiche Futtermischung wie für die Grillen.
Dafür mixe ich mir regelmäßig einen Vorrat aus viel Weizenkleie, Haferflocken, wenig Trockenmilchpulver und Teichflocken (Fischfutter). Das ist alles sehr preiswert zu bekommen und wird sehr gern gefressen. Regelmäßig ergänze ich dann ein paar Brocken Katzen-Trockenfutter (Fleisch-Protein) und wechselndes Nassfutter wie Löwenzahn (calziumreich), Obststücken, oder Gemüse – so wie es als Reste im Haushalt sowieso anfällt. Beim Nassfutter ist darauf zu achten, dass die Menge in 1-2 Tagen verbraucht sein muss um Schimmel zu vermeiden. Ich füttere Obst im beschriebenen Tonschälchen. Die Tonschälchen lassen sich leicht austauschen und reinigen. Unglasiert sind sie, um den Babys das Erklimmen und Fressen zu ermöglichen. Man kann auch Geflügelknochen abnagen lassen usw.
Die Schaben legen schnell Unrat am Boden der Box ab. Kot, Panzerteile von den Häutungen, Schalen der Eier-Kokons etc. Sichert man diese Sedimentschicht vor Feuchtigkeitseintrag (z.B. undichte Vogeltränke), kommt man je nach Besatz mit Reinigung einmal pro Monat zurecht. Die Tonschälchen lassen sich leicht austauschen und reinigen.
Die fertige Box platziere ich so, dass die Temperatur dauerhaft zwischen 25 und 30 °C liegt. Beleuchtung ist nicht nötig, schadet aber auch nicht wenn ohnehin vorhanden. Dauerlicht funktioniert bei den nachtaktiven Schaben vermutlich nicht so gut. Das ist alles. Siehe auch => Futtertierschrank.
Die adulten Schaben sind als Weibchen etwa 3 cm groß, als Männchen erreichen sie etwa 4 cm Gesamtlänge mit Flügeln. Die Weibchen sind schokoladenfarben, die Männchen sind hellbraun und haben lange Flügel, die aber weder zum Fliegen, noch zum Zirpen genutzt werden. Die Weibchen bilden Ei-Kokons aus. Das sind fest umhüllte Kapseln, Form und Größe wie TicTacs, die den Eiern Schutz bieten bis zum Schlupf der kleinen Schaben. Die Kokons werden eine Weile am Hinterleib der Weibchen mitgetragen und irgendwann abgelegt. Es ist also keinerlei Eiablagesubstrat notwendig und das sich ergebende Kleinklima bei beschriebener Aufstellung reicht vollkommen.
Nach 3-4 Wochen (je nach Temperatur) erscheinen die ersten Babyschaben auf der Bildfläche. Die Schaben verhalten sich „sozialer“ als beispielsweise Grillen. Während letztere bei Schreck einfach unkontrolliert in alle Richtungen springen beobachtet man bei Schokoschaben ein ansatzweise koordiniertes, fast Schwarm-Verhalten. Sie scheinen sich auch umeinander zu kümmern. Aber das führt hier zu weit.
Entnahme und Verfütterung
Für die „Ernte“ entnehme ich die beiden obenauf liegenden Eierkarton-Stücken vorsichtig und klopfe den reichlichen Schabenbesatz in einer weiteren Kunststoffbox ab. Je nach Menge und Bedarf kommen nun zur Sortierung Joghurtbecher in eine dritte Box oder oben auf die Einrichtung der Zuchtbox. Dann Erntebox neigen bis Schaben die Neigung erklimmen können und den Schwarm in einer Ecke langsam „ausgießen“. Mit einem Pinsel lassen sich dann ganz leicht alle Größen nach Bedarf sortieren. Joghurtbecher A, B, C, oder zurück in die Zuchtbox. Bei großen Mengen kann man auch „Aussieben“ und z.B. handelsübliche Schaufeln für Katzenkot nutzen. Die gibt es mit unterschiedlichen Schlitzgrößen und sie taugen sehr gut zum Sortieren der Größen der Futtertiere. Für Babygeckos sollte man mit dem Pinsel die Babyschaben aussortieren, oder mit einem entsprechend feinem Kunststoffsieb.
Zu beachten ist die Dichte des Besatzes in der Zuchtbox. Ich kann hier keine Bevölkerungszahlen nennen, aber man bekommt schnell ein Gefühl. Ist der Besatz zu dicht wird die Tränke jeden Tag komplett geleert, die Verschmutzung nimmt exponentiell zu, die Tiere sind gestresst. Ich löse das mit Entnahme des Überbesatzes, vornehmlich Männchen. Ich zähle die Tiere keineswegs ab, aber für ein Gefühl: 6 bis 12 Männchen sind völlig ausreichend für eine beschriebene Box von 18 L. Den Überbesatz – dabei alle Stadien und Geschlechter – verfüttere ich wie geschildert an die Hühner. Hier wäre in jedem Fall eine Vernetzung von Terrarianern sehr erstrebenswert. An Stelle der Hühner.
Gesamtaufwand & Zusammenfassung
Hat man ein Gefühl für eine stabile Wohlfühl-Besatzgröße seiner Boxen entwickelt, ist eine Reinigung etwa einmal im Monat angebracht. Dabei einfach Ersatzbox einrichten, Schaben aus alter Box von den Eierkartons in leere Kiste abklopfen, Umsetzen, und Inhalt der alten Box reinigen bzw. entsorgen. Dabei gehen viele Eier-Kokons verloren, aber wegen der beschriebenen lästigen Überproduktion ist das kein Problem.
Fazit regelmäßiger Arbeitsaufwand Schokoschaben:
- Alle 3 – 7 Tage Tränke Auffüllen (Bei Urlaub einfach 2 reinstellen)
- Alle 3 – 7 Tage Trockenfutter ergänzen (Bei Urlaub einfach mehr)
- Je nach Anfall Nassfutter reichen (fällt bei mir täglich an, im Urlaub geht’s auch ohne)
- 1 x pro Monat reinigen
Was ich noch nicht getestet habe – eventuell lässt sich durch Herabsetzen der Temperatur das gesamte Populationsleben einfach verlangsamen. Eventuell hilft das bei längerer Abwesenheit. Ich habe keine Erhebungen, welche genaue Temperatur die Eier mindestens brauchen. Dafür habe ich zu kurze Erfahrungen mit Schokoschaben.
Auf alle Fälle lässt sich mit der Temperatur die Produktivität und Reproduktionsrate etwas steuern.