Hier Allgemeines zu Futtertierzuchten, nicht nur zum Schrank. Ich spreche eine dringende Empfehlung aus, sich unabhängig zu machen und sein Futter selbst zu züchten. Sicher gibt es Gegenargumente wie beengte Wohnsituationen, Verbot durch den Vermieter, Unverständnis beim Lebenspartner etc. Dem gegenüber stehen die Pro-Argumente:
- Eigene Futtertierzuchten stellen jederzeit alle Entwicklungsstadien von Insekten reichlich zur Verfügung. Frisch geschlüpfte Grillen, Schaben, Mehlwürmer, Ofenfische etc. sind im Handel nicht erhältlich. Will man selbst Nachzuchten seiner Pfleglinge aufziehen braucht man aber genau diese wenige Millimeter großen Exemplare.
- Bei eigenen Futtertierzuchten hat man selbst die Aufsicht über Sauberkeit und gesunde Ernährung der Zuchten. Man kann damit einwandfreie Futtertiere sicherstellen.
- Eigene Futtertierzuchten erfordern bei richtiger Anlage nur ein Minimum an Pflege-Aufwand. An Energiekosten fallen entweder geringe Elektroheizkosten, oder bei Nutzung von anderer Terrarienabwärme gar keine zusätzlichen Elektrokosten an. Die Kosten für das wiederum für die Zuchten nötige Futter sind lächerlich gering. Eigene Futtertierzuchten liefern also Nahrung für Terrarientiere nahe dem Nulltarif. Man vergleiche dies mit dem regelmäßgen Kauf von Lebendfutter in Heimchendosen im Zoogeschäft, bei dem auch noch meist schon die Hälfte des Besatzes verendet ist.
Bei der Auswahl des Zuchtsortimentes habe ich mir diese Kriterien gesetzt:
- Bei Ausbruch oder Entweichen von Futtertieren soll eine Populationsbildung im Wohnraum unmöglich sein.
- Die Futtertiere sollen zum natürlichen Nahrungsspektrum der Terrarientiere passen und eine gesunde (Grund-)Ernährung ermöglichen.
- Die Zuchten sollen pflegeleicht sein und auch Abwesenheitszeiträume des Pflegers überstehen. Wichtig ist mir die Möglichkeit für schnelles und effektives Arbeiten und Pflegen. Andernfalls wird man Futtertierzuchten eventuell bald vernachlässigen, da man das eigentlich geplante Freizeitfenster für seine Terrarientiere braucht.
Es gibt eine Vielzahl von Futtertieren, die das erfüllen. Jeder finde die Auswahl, die für ihn und seine Tiere passt. Einige, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe, schildere ich auf dieser Website.
Zuchtbehälter
Es eignet sich alles, was wasserdicht ist, sich insektendicht verschließen lässt und mit ausreichend Belüftungsflächen versehen werden kann. Ich habe ausrangierte oder aus Fensterglasresten gebaute Glasterrarien verwendet, große Gurkengläser, verschiedene Kisten und Boxen. Heute verwende ich handelsübliche transparente Kunststoffboxen mit 18 l Inhalt bzw. mit ca. den Außenmaßen 32 x 21 x 26 cm (L x B x H). Erhältlich sind solche Boxen in Baumärkten, bei Ikea etc. Vorteile:
- Die Boxen sind platzsparend ineinander stapelbar (ohne Besatz selbstverständlich).
- Die Deckel schließen ausreichend insektendicht und lassen sich einrasten.
- Die meisten Futtertierarten können an den Kunststoffwänden nicht emporklettern.
- Der transparente Kunststoff erlaubt Einsicht und laufende Kontrolle.
- Das Material lässt sich sehr leicht bearbeiten und mit Lüftungsöffnungen versehen.
In den Deckel und in eine Seitenwand schneide ich eine rechteckige Öffnung, die ich mit feinmaschiger Edelstahlgaze verschließe (drosophiladicht). Die Gaze wird am Besten mit einem Lötkolben in die Boxen eingeschmolzen. Das geht einfach und hält zuverlässig dicht und fest. Heißkleber hält nicht zuverlässig auf dem weichmacherreichen Kunststoff. Andere Befestigungsmethoden die zuverlässig sind und keine Schadstoffe abgeben sind mir noch nicht begegnet. Die größeren Modelle (18 l) verwende ich für Schaben und Grillen, kleinere eignen sich für Ofenfischchen, Mehlwürmer etc.
Es muss hier keine Edelstahlgaze verwendet werden. Diese ist vergleichsweise teuer. Ich verwende sie weil ich sie ohnehin als große Rolle für den Terrarienbau kaufe und vorrätig habe. Einfachere drosophiladichte Metallgaze ist genauso geeignet. Korrosionsgefahr besteht kaum, da hohe Feuchtigkeit ohnehin vermieden werden muss. Ungeeignet sind alle Kuntstoffgazen oder -gewebe, da diese von verschiedenen Tieren durchgebissen werden (Grillen, Ofenfischchen). Als Einrichtung eignen sich für verschiedene Arten Eierkartons sehr gut. Sie haben große Oberfläche, sind leicht zu bearbeiten, schadstofffrei, werden von den Tieren sehr gern angenommen und sind leicht kostenlos zu bekommen. Man finde einen Betrieb, der lose Eier handelt oder verarbeitet – also nicht im 10er Klapppack gehandelt sondern auf den 30er Trays, so wie sie früher und heute gern an die Wände von Bandproberäumen geklebt wurden – was nebenbei völliger Unsinn und wirkungslos ist. Quellen können Gastronomie-Betriebe, Hotels oder Lose-Läden sein. Nach deutscher Vorschrift dürfen diese Trays aus hygienischen Gründen von den Eierfabriken nicht ein zweites Mal verwendet werden und müssen daher entsorgt werden. Notfalls einfach mal in die Papiercontainer der Hotels schauen.
Unterbringung und Technik
Alle meine Futtertierzuchten bewahre ich in einem umfunktionierten alten Schrank auf. Das ist natürlich keine Bedingung, sondern ein Beispiel. Der Schrank hat den Vorteil, dass man Heizenergie spart durch den geschlossenen, mit Holz umgrenzten Raum. Bei Aufstellung in einem Kellerraum oder anderer kühler Umgebung kann man die Innenwände mit leicht erhältlichen 5 – 10 mm dicken Styroporplatten bekleben und weitere Effizienz gewinnen.
Als Wärmequelle nutze ich jeweils auf die Regalböden und unter die Boxen gelegt z.B. einfache streifenförmige Heizmatten, wie sie preisgünstig für die Beheizung von Blumenkästen zur Jungpflanzenanzucht angeboten werden. Oder ich verwende einfache Fußheizmatten, wie man sie sonst unter den Schreibtisch legt. Temperaturkontrolle ist dabei allerdings besonders wichtig. Alle von mir gezüchteten Futtertiere bevorzugen eine Temperatur im Bereich von 25 – 30°C.
Man kann dies mit einer vorgeschalteten Regelungstechnik lösen. Es gibt auch Heizmatten, die bereits Temperaturfühler und Regelung mitliefern. Solange die Wärmequellen nicht über irgendwelche verrückte Elektronik verfügen und schlicht sind im Aufbau, funktionieren sie in der Regel einfach über das Prinzip des sich erwärmenden Widerstandes. Damit sind sie auch ganz leicht mit einem handelsüblichen Steckdosendimmer regelbar, wie er früher für Lampen angeboten wurde (mit Glühbirnen) und heute noch angeboten wird (für dimmbare LED). Diese Geräte werden einfach in der Steckdose „zwischengesteckt“. Sie haben einen stufenlosen Regler, mit dem dann die Leistung der Heizungen reguliert werden kann.* Nach einigem Ausprobieren erhält man die dauerhaft richtige Wohlfühltemperatur für die Insekten.
Soweit ich feststellen konnte – oder nicht feststellen konnte – ist es für diesen Zweck egal ob es ein Phasenanschnitt- oder -abschnittdimmer ist. Man kann also auch Profi-Einbaugeräte verwenden.
Diese technische Lösung ist äußerst preiswert, und alle Bauteile lassen sich auch nach etwaiger Beendigung des Hobbys noch weiterverwenden. Es muss nur ggf. zwischen Winter und Sommer etwas angepasst werden. Bei stark schwankender Außentemperatur muss darauf geachtet werden, manche Mindestwerte im Zuchtraum nicht zu unterscheiden. Allein kurzzeitig unter 20°C verhindert z.B. die Vermehrung von Kurzflügelgrillen.
Eine Innenbeleuchtung des Schrankes ist unnötig. Die von mir bisher ausgewählten Arten kommen mit dauerhafter Dunkelheit bestens zurecht. Alternativ zu einem kompletten Schrank kann man alle Zuchtbehälter auf vorhandenen Wärmequellen platzieren, wie Lichtkästen, Vorschaltgeräte, Trafos etc. Dunkelheit ist für die Futtertiere keine Bedingung. Licht schadet nicht. Kurzflügelgrillen habe ich früher in Zuchtbehältern mit einer dauerhaft leuchtenden (24 Stunden) Glühbirne gezogen, weil es in der DDR kaum passende Heizquellen gab.
* Ein kleiner Tipp zu den preiswerten Steckdosendimmern: Es empfiehlt sich, den Dimmer mit einer dimmbaren Lampe zu testen vor Benutzung für die Heizung, oder sofern er unverständliche Ergebnisse liefert. Ich habe verschiedene dieser Teile verwendet. Manche haben sehr seltsame Dimmkurven (nicht linearer Anstieg). Manche sind für mein logisches Verständnis falsch herum beschriftet (+ für weniger / – für mehr). Manche sind ab Werk funktionsuntüchtig oder steigen irgendwann aus. Es gibt dann z.B. keine Dimmkurve mehr, sondern irgendwo in der Mitte einen klaren Ein-/Aus-Punkt ohne vorherigen Anstieg oder Abfall. Ich habe schon Grillenzuchten verloren bevor ich auf diesen Fehler kam kam. Also: Mit eingestöpselter Lampe testen!